Hallo ihr Lieben,
„Wir sehen uns Morgen“ von Tore Renberg zog im August bei mir ein, um im September von mir gelesen zu werden. Ohne große Vorwarnung und Vorstellung landetet ich ab der ersten Seite mitten im Leben.
Warum „Wir sehen uns Morgen“
Es ist wie immer oder wie meist: Das Cover hat mich angesprochen und ich fragte es als Rezensionsexemplar an.
Natürlich habe ich mich auch etwas mit dem Klappentext beschäftigt. Romane, die sich intensiv mit den tiefen Gefühlen und Wünschen der Figuren beschäftigen, sind für mich ein Must-Read im Herbst. Somit konnte ich diesen Roman, welcher sich mit Liebe, Sehnsucht, und Angst beschäftigen, nicht ungelesen lassen. Und nun möchte ich euch von „Wir sehen uns morgen“ überzeugen.
Der Klappentext:
Ein fünfzehnjähriges Mädchen, das um jeden Preis geliebt werden will, sich aber den Falschen aussucht. Ein Geschwisterpaar, das seit frühester Jugend auf sich gestellt ist und sich mit Gaunereien über Wasser hält. Ein alleinerziehender Vater, der der Spielsucht verfällt und bald seine Kinder nicht mehr ernähren kann. Vom Schicksal gezeichnete Figuren, die in einem Strudel aus Brutalität, Humor, Tragik und Liebe aufeinandertreffen und gegen alle Unbill um ihr Glück kämpfen. Wir sehen uns morgen ist ein sprachlich herausragender Roman über Existenzangst, Überleben und die Suche nach Liebe.
Meine Meinung:
Selten habe ich in einem Roman so sehr einen depressiven Schreibstil genossen, wie in diesem.
Zu Beginn lernen wir die einzelnen Personen der Geschichte durch ihre jeweiligen Erzählstränge kennen. Wir tauchen ein in ihre tiefste Gefühlswelt, schonungslos und ehrlich. Und schon bald stellen wir fest: so unterschiedlich die Charaktere auch sind, desto mehr ähneln sich ihre Gefühle.
Pål ist ein alleinerziehender Familienvater von zwei pubertierenden Mädchen, Malene und Tiril. Um seinen Geldsorgen ein Ende zu setzen, und sich wieder richtig um die Kinder kümmern zu können, gerät er in eine fatale Spielsucht, welche mit einer Million Kronen Schulden endet. Diesen Fehler wird er ausbaden wollen, auf eine sehr erfolgslose Weise.
Die Mädchen kämpfen jeweils ihren eigenen Kampf mit Sandra. Sandra verliebt sich, sehnt sich nach der großen Liebe, und verliert sich in bedingungsloser Hingabe.
Zuletzt tauchen wir in das Leben einer kleinkriminellen Gruppe ein. Für einige Personen der Gruppe stellt diese eine Ersatzfamilie da, für andere eine Bürde.
Und was haben diese verlorenen Charakter gemeinsam?
Sie befinden sich auf einer vom Inneren getriebenen Suche nach Zuneigung, Zufriedenheit, und Zugehörigkeit.
Dieser Roman trifft den Leser, die ruhige und sachliche Erzählweise von Renberg ist schonungslos. Wir sind mitten in den Gedanken, den Handlungen, und Gefühlen der Charaktere und können nicht wegschauen.
Ihr werdet diesen Roman nach mehr als 700 Seiten final schließen, und er wird euch noch etwas mitverfolgen. Ihr werdet wie ich etwas darauß mitnehmen, dass euch stärkt und über das ihr noch länger nachdenken werdet.
Was es ist, ist bestimmt bei jedem anders. Für mich war es die Erkenntnis, dass unser Leben durch die Außenwelt und unsere Gefühle zum Großteil geleitet wird.
Warum sollte man es lesen?
Ganz einfach: Dieses Buch beschreibt unser Leben, unsere Gesellschaft, und unser Dasein. Es verschönert nichts, sonder es ist hemmungslos und bewegend.
Bibliographie:
Verlag: Heyne Verlag
Erschienen: 10 April 2017
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